Spielzeit 2024 / 2025

Willkommen in der Oper!
Ich hoffe, Sie haben in den vergangenen drei Jahren unsere Arbeit verfolgen und genießen können! Wenn dem so ist, sind Sie nicht allein! Es erfüllt mich mit Stolz, auf die in den letzten Jahren stetig anwachsende Anzahl von Unterstützer*innen und Abonnent*innen zu blicken. Ich werde auch weiterhin alles tun, so viele Menschen wie möglich mit der Faszination für die Oper und für das Musiktheater anzustecken. Wir haben uns eine gute Ausgangsposition geschaffen, um zur Höchstform aufzulaufen. Dafür bin ich dankbar. Ich bin mir der Verantwortung, die meine Position mit sich bringt, bewusst. Darum scheint mir nun der Zeitpunkt gekommen, in der nächsten Spielzeit eine der wichtigen Fragen des Theaters zu stellen: »Sollte das, was wir auf der Bühne zeigen, Vorbildfunktion haben?«
Oscar Wilde lässt diese Frage mit grandioser Ironie von Miss Prism in seiner Komödie »Bunbury oder Ernst sein ist alles« aufwerfen – die Guten bekommen dort ihr Happy End, die Bösen enden im Unglück. Ein Stück Fiktion. Heute, also 130 Jahre später, wird die Debatte, was auf dem Theater gezeigt werden sollte und was nicht, noch immer geführt – vielleicht sogar noch hitziger als zu Oscar Wildes Zeiten. 
Angeregt von den vielen Beispielen, wie vielschichtig Theater Figuren darzustellen vermag und von den zahlreichen Opern, in denen die Frage  nach der »richtigen« Erziehung oder dem »Vermächtnis« gestellt wird, erfüllt es mich mit großer Freude, Sie zu einer Spielzeit einzuladen, die uns dazu anregt, darüber nachzudenken, was uns von der Vergangenheit mitgegeben oder aufgebürdet wurde. Nachzudenken, was wir eigentlich unter »angemessenem« Verhalten und »gutem« Benehmen verstehen und wovon wir uns wirklich inspirieren und leiten lassen sollten. 

So heiße ich Sie herzlich willkommen zu einer Spielzeit, die wir unter das Motto »Nicht von schlechten Eltern!« gestellt haben. Dabei verfolgen wir entlang unserer Premieren nicht nur den roten Faden, welche Rolle Elternfiguren und Erziehung in unserem Leben spielen können. Wir erkennen auch: Es ist nicht unser Schicksal, die Verfehlung der uns Vorausgegangenen zu wiederholen. Wir können unsere eigene Zukunft schaffen, im Leben wie auf der Bühne. Sie treffen mich im Opernhaus, wo ich gespannt darauf warte, Ihre Ansichten und Meinungen darüber zu hören und mich mit
Ihnen auszutauschen.

Ihr
Walter Sutcliffe
Intendant der Oper Halle